Die Körung des Friesenpferde Zuchtverbands fand am 10. und 11.03.2018 auf dem Schloss Wickrath bei Mönchengladbach statt. Die Anlage verbindet historisches Ambiente mit Einrichtungen des modernen Pferdesports und bot eine gute Kulisse und beste Bedingungen für alle Beteiligten. Jedem interessierten Züchter war es so möglich, sich die Jung- und Althengste ausgiebig und im direkten Vergleich anzuschauen. Ohne Frage ein Höhepunkt des züchterischen Jahresverlaufs und ein Schaufenster für die Rasse des Friesenpferdes. Die Hengsthalter hatten ihre qualitätsvollen Hengste im Alter von drei bis sechs Jahren für diesen Termin dementsprechend bestens vorbereitet.
Die Körkommission, bestehend aus Michael Bunse, Hans van den Berg und Romy Althaus begann die Körung mit der Identifikation und Vermessung der sechs angetretenen Junghengste. Anschließend ging es einzeln zur Pflasterprobe. Diese fand bei bestem Wetter im Park des Schlosses Wickrath statt. Die bewundernden Blicke der pferdegewohnten Passanten bestätigte einmal mehr die Anziehungskraft der Friesenpferde auf den Menschen. Sie konnten ihre Augen gar nicht von den schwarzen Perlen lassen.
Im Schritt und im Trab wurden die Hengste von der Körkommission von hinten und vorne begutachtet. Auf den ersten Blick ein recht unspektakuläres Ereignis, das den Richtern aber wertvolle Einblicke in die Korrektheit des Fundaments der Hengste ermöglicht. „Huft das Pferd plan auf? Kippt oder dreht es in den Gelenken? Wie führt es die Beine nach vorne? Ist die Stellung gleichmäßig und passend? Passen Hufgröße und -Formation zum Pferd?“ Dies sind nur einige der Fragen, auf die es hierbei Antworten zu finden gilt, denn wie der Name schon sagt ist das Fundament die Grundlage für ein langlebiges, leistungsfähiges und gesundes Pferd.
In der großzügigen und liebevoll dekorierten Reitbahn fand die Musterung an der Hand und die Vorstellung im Schritt und im Trab auf der Dreiecksbahn statt. Hierbei können die Richter jedes Pferd auf weichem, griffigen Boden von vorne, von der Seite und von hinten begutachten. Danach bekam jeder Hengst die Gelegenheit, sich im Freilauf zu präsentieren. Eine gute Gelegenheit, das ganze Bewegungspotenzial in Trab und Galopp zu beobachten. Aber auch die Übergänge zwischen den Gangarten, die freien Wendungen und Tempowechsel liefern wertvolle Informationen darüber, welches Potenzial der Hengste mitbringt, wie er sich selber bewegt und trägt und wie er die gegebenen Merkmale seines Exterieurs einsetzt. Nach dieser freien Bewegung bekam jeder Hengst die Möglichkeit, sich noch einmal mit etwas weniger „Dampf im Kessel“ an der Hand im Schritt zu zeigen.
Auf Grund der zeitlichen Verschiebung wurde der Workshop der Zuchtleiterin zum Vorstellen und Beurteilen von Friesenpferden stark gekürzt. Dem Gebissseminar von Msc. Agr. Diana Krischke lauschten die Zuschauer sehr konzentriert und die reichlich vorhandenen Gebisse luden anschließend zum Anfassen, Ausprobieren und Diskutieren ein.
Den Samstagabend nahm die Jahreshauptversammlung mit vielen wichtigen Entscheidungen in Anspruch.
Am Sonntag wurden die Hengste erneut in der Reitbahn vorgestellt. Hierbei wurden die Eindrücke des Vortags überprüft und ein besonderes Augenmerk auf das zu erwartende Potential als Vererber gelegt. Welche dieser Hengste haben das Zeug, die Population zu verbessern und näher an das Zuchtziel zu bringen? Bewertet wurde mit dem in der Zuchtbuchordnung festgelegten Bewertungsbogen, wobei die drei Exterieur-Merkmale „Rasse- und Geschlechtstyp“, „Qualität des Körperbaus“ und „Gesamteindruck und Entwicklung“ gemittelt mit 40% in die Endnote einfließen. 60% ergeben sich aus der Bewertung der Grundgangarten unter besonderer Beachtung des Schritts. Insgesamt muss am Ende die Note 7,5 oder besser erreicht werden um das Prädikat „gekört“ zu erlangen.
Alle vorgestellten Hengste wurden professionell vorgestellt und mit einer zweiten Prämie bewertet. Allerdings reichte es bei vier der Hengste leider nicht zum Urteil „gekört“. Neben dem Fundament war bei einigen Hengsten der Schritt Grund für Abzüge. Dieser geht über die Gewichtungen besonders stark in die Endnote ein. Auch hätte man sich bei einigen Vertretern mehr Hengstausdruck gewünscht.
Am besten bewertet wurde der vierjährige Hengst Tabor J.L. von Veyht J.L. P.H. aus der Hinke-Anne H. M, S von Ulbert 390 SPORT aus der Zucht und in Besitz von Josef Loy. Er wusste vor allem mit einem schwebenden und elastischen Trab mit guter Aufwärtstendenz und einem gut gesprungenen, wendigen und leichtfüßigen Galopp zu überzeugen. Dieses Bewegungspotential vereint mit einem sehr ausdrucksstarken Kopf und viel Ausdruck lassen auf sportliche und typvolle Nachzucht hoffen.
Das Nesthäkchen der Körkollektion, der erst dreijährige Yvo von Fedde fan Horp P.H. aus der Galina von Arjon Z. von Züchter und Besitzer Gralf Meentzen, erhielt ebenfalls als Prädikat gekört. Der junge Hengst zeigte sich bereits harmonisch und gut entwickelt. Trotz seines Kalibers wusste er sich in allen drei Grundgangarten taktrein und balanciert zu bewegen. Seine gut modellierte Oberlinie und ein durch den Körper gehender Schritt runden das Bild eines zukünftigen Deckhengstes ab.
Vor der Eintragung in des Hengstbuch I gilt es jedoch für beide, noch die Hengstleistungsprüfung abzulegen.
Traditionsgemäß stellen sich auch die bereits eingetragenen Althengste des FPZV jährlich erneut der Körkommission. Eine schöne Gelegenheit für interessierte Züchter, sich die Väter ihrer Pferde oder zukünftiger Fohlen bestens präsentiert und im direkten Vergleich anzuschauen. Sie alle erwiesen sich ihrer Eintragung mehr als würdig und wurden mit ersten Prämien versehen. Kraftvoll, harmonisch und mit aktiver Hinterhand konnte Janus von der Kornsmühle in Besitz von Heike Schneider, Körungssieger seines Jahrgangs, das Publikum und auch die Kommission begeistern. Extra aus Schweden angereist war der Gand Prix erfolgreiche Hengst Gigantisch V Vaya in Besitz von Lars Palmqvist. Der Hengstleistungsprüfungschampion bewies allen sein sportliches Potenzial und entlockte dem Publikum mit großzügiger Mechanik so manchen Applaus.
Vizechampion der Althengste wurde der 12jährige Valentino J.L. in Besitz von Josef Loy. Der Hengst mit der starken, schrägen Schulterpartie und dem sehr gut aufgesetzten Hals bewegte sich harmonisch und fließend mit viel Elastizität.
Ebenfalls im Besitz von Josef Loy befindet sich der diesjährige Champion der Althengste, Door J.L.. Der 2099 geborene Hengst nahm mit sehr viel Ausstrahlung die Bahn regelrecht als seine Bühne ein und nutze sie, um dem Publikum seine überragenden Gangarten zu präsentieren. Mit aktiver Hinterhand und ständiger Bergauftendenz wusste er auch die Körkommission zu überzeugen.
Im Schauprogramm stellte Herr Loy neben Door J.L. und Valentino J.L. am Langzügel auch seinen Prämienhengst Fedde fan Horp vor der Kutsche vor. Der Hengst Gigantisch V Vaya wurde in einer Dressur Kür gezeigt und bewies hierbei seine hohe Qualität und die Bedeutung von Reitpferdepoints in der Friesenpferdezucht. Die heimlichen Stars des Rahmenprogramms waren jedoch zwei Halbstarke: Caius und Aaron, beide im Besitz von Nora Eisenlauer, zeigten mit ihrem Trainer Stefan Valentin, dass auch zweijährige Junghengste viel Spaß an der großen Arena und den bewundernden Blicken der Zuschauer haben. Mit viel Vertrauen zeigten sie die Elemente der Freiheitsdressur und erste zirzensische Lektionen.
Insgesamt war die Körung ein Schaufenster für die Qualität der Zuchtpferde des FPZV und für die Vielfalt des Friesenpferdes. Die Faszination für diese besondere Rasse war dabei an jeder Ecke und zu jeder Minute spürbar. Der Dank geht an die Aussteller, die Körkommission, den Vorstand des FPZV und die unzähligen Helfer vor und hinter den Kulissen.
Romy Althaus, Zuchtleiterin