Der Friese: Ein gutmütiges, ausdauerndes Charakterpferd

Die römischen Schriftsteller Iulius Caesar und Tacitus beschreiben in ihren Schriften ein Pferd mit kurzen, kräftigen Gliedmaßen, üppiger Mähne, Schweif und Fesselbehang, das nicht besonders schnell, aber ausdauernd ist. In dieser Beschreibung erkennen Friesenkenner die erste schriftliche Erwähnung dieser Pferderasse. Entsprechende archäologische Ausgrabungen sollen diese Annahme unterstützen. Die Forscher fanden kleine und große Pferdeschädel, die belegen sollen, dass die Vorfahren des Friesenpferdes bereits im ersten Jahrhundert existiert haben.

Damit zählt das Friesenpferd zu den ältesten Kulturpferderassen Europas. Damals noch eher ein schweres Kaltblut, das bis auf den Fesselbehang und die etwas längere Mähne noch wenig mit dem modernen Friesenpferd zu tun hatte. Es stammt, wie der Name andeutet, ursprünglich aus der niederländischen Provinz Friesland. Besonders im Mittelalter zählte dies Rasse zu den liebsten Gefährten der Ritter. Es machte durch seine üppige Mähne einen edlen Eindruck, konnte die Ritter samt schwerer Rüstung tragen und war auch kräftig und zugstark genug, um ihre Kutschen zu ziehen.

Phryso
Der Stich „Phryso“ zählt zu den ältesten Abbildungen des Friesenpferdes. Von diesem Bild ist auch der Name des KFPS-Zeitschrift „Phryso“ abgeleitet.

Erste Veredlung des Friesen im 16. Jahrhundert

Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Niederlande besetzten, kreuzten sie das damals noch eher kaltblütige Friesenpferd mit ihren hochblütigen spanischen Pferden und gaben damit der heutigen Friesenpferdezucht ihren Anfang. Durch diese Einkreuzung entstand auch die Verwandtschaft des Friesenpferdes mit den Neapolitaner Pferden, Kladrubern und Lipizzanern. 

Das Friesenpferd profitierte von der spanischen Veredelung in körperlicher Hinsicht. Es erhielt über die Jahrhunderte hinweg einen athletischeres Körperbau, wirkte immer weniger kaltblütig wie seine Vorfahren. Die neue Erscheinung machte es zum Liebling in den Adelshäusern dieser Welt, da die lange, glänzende Mähne, das lackschwarze Fell, die erhabenen, schwungvollen Bewegungen, Nervenstärke, Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft für die herrschende Gesellschaft die Inkarnation des „majestätischen“ zeigte.

Sjees
Die friesländischen Bauern spannten das Friesenpferd mit Vorliebe vor ihre Sjezen, die auf diesem Stich abgebildeten, einachsigen Sonntagskutschen. Auf diese Wiese demonstrierten die Bauersleute ihren Wohlstand. Abbildung: privat

Durch das spanische Blut wurde das Friesenpferd zum wahren Allrounder. Und das ist es auch heute noch. Es eignet sich sogar für die höchste Klassen der Dressur, wie der belgische Dressurreiter Marc Peter Spahn mit seinen Jahrhunderthengsten Adel 357 und Elias 494 immer wieder beweist. Dass ein Friesenpferd in einer so hohen Dressurprüfung platziert wird, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. 

Das Friesenpferd: Mehrfach vom Aussterben bedroht 

Kaum zu glauben also, dass diese majestätisch wirkenden, sanften, menschenbezogenen Pferde noch Anfang des 20. Jahrhunderts vom Aussterben bedroht waren. Die Erfindung des Automobils machte die Pferdehaltung hinfällig. Dieses Schicksal teilt das Friesenpferd mit vielen anderen Pferderassen. Wenige Züchter sahen sich der friesländischen Tradition und den Friesenpferden gegenüber jedoch verpflichtet. Ihrer Pferde- und Traditionsliebe ist es zu verdanken, dass die Rasse heute noch existiert. Aus den 1913 noch verbliebenen drei Deckhengsten Prins 109, Alva 113 und Friso 117 zogen sie Nachkommen, mit denen sie die Rasse erhielten. Mit Höhen und Tiefen, denn auch in den 1960er Jahren machten technische Neuerungen die Pferdehaltung noch unattraktiver, als sie es zu Beginn des 20 Jahrhunderts bereits war. Wieder schrumpfte der Rassebestand. Die Pferdehaltung hatte längst keinen alltäglichen Nutzen mehr, sondern war ein teures privates Vergnügen. 500 Zuchtstuten waren 1965 im Ursprungszuchtbuch „Koninklijke Vereniging Het Friesch Paarden-Stamboek“ (KFPS) eingetragen.

Ein Werbeclou rettete die friesländische Pferderasse vor dem weiteren Verfall. Mit einer Parade in Warkum am IJsselmeer machten die letzten leidenschaftlichen Friesenliebhaber die Rasse über die niederländischen Grenzen hinaus wieder bekannt – und begehrt. 

Was Ende der 1960er Jahre Warkum war, ist heute die Hengstkörung in Leeuwaarden. Friesenzüchter und -fans schauen jedes Jahr gespannt auf die dort präsentierte Auslese, die heute eher an ein Warmblut mit viel Fesselbehang und langer Mähne denken lässt. Der sportliche Friesentyp ist gefragter denn je.

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Heute ist das Friesenpferd ein vielseitiger Freizeitpartner und findet seinen Einsatz in der Dressur, vor der Kutsche und auch in der Working Equitation. Foto: ggu

Die vier bedeutenden Hengstlinien der Friesenzucht

Heute stützt sich die Friesenzucht auf die vier Hengstlinien: Mark 232 – Vorfahre des Jahrhunderthengstes Jasper 366, Jarich 226 – Vorfahre der „Tetmannlinie“, Ritske 202 – Urvater der sportlichen Friesentypen, und Age 168 – die inzwischen kleinste noch existierende Linie. Züchter müssen aufgrund dieser engen Linienführung ein besonderes Augenmerk auf den Inzuchtfaktor und den Verwandtschaftsgrad legen.

 

 

Die deutsche Friesenzucht: Entstehung des FPZV

In Deutschland machte insbesondere Günther Fröhlich, auch bekannt als „Friesenpapst“, die friesischen, schwarzen Pferdeschönheiten bekannt. Er importierte 1977 den Friesen-Deckhengst Douwe 249 nach Deutschland, präsentierte mit ihm die Rasse auf zahlreichen Messen und fuhr sogar Thomas Gottschalk in einer Sendung „Wetten, dass…?“ im römischen Streitwagen durch die Arena von Xanten. Günther Fröhlich zeigte das Friesenpferd in all seiner Pracht und Vielseitigkeit und legte damit den Grundstein für dessen deutsche Zuchtgeschichte. 1979 gründete er den „Verband der Züchter und Freunde des Friesenpferdes Deutschland e.V.“, aus dem sich später der Friesenpferde Zuchtverband (FPZV) entwickelte. Sodass auch die in Deutschland gezogenen Friesenpferde ihren Ursprung in den Niederlanden haben.

Heute ist der FPZV der einzige staatlich und von der FN anerkannte Verband, der sich für die Erhaltung der Friesenpferde-Zucht in Deutschland engagiert. Mehr zur Geschichte des FPZV lesen Sie HIER.