Friesenpferd züchten – wie beginne ich?
Sie haben eine Friesenstute oder einen Friesenhengst und wollen mit Ihrem Pferd züchten? Wir beantworten Ihnen hier die wichtigsten Fragen zum Einstieg in die Zucht der Friesenpferde.
Ich will mit meiner Friesenstute züchten. Wie beginne ich? Worauf muss ich achten?
Zu Beginn sollten Sie sich drei Fragen stellen:
- Welches Zuchtziel habe ich?
- Wie ist meine finanzielle Situation?
- Wie sehen meine Haltungsmöglichkeiten aus?
Eine gesunde, fitte Stute ist für die*den angehende*n Züchter*In das A und O. Denn sie vererbt rund 70 Prozent ihrer Anlagen an den Nachwuchs. Der Einfluss des Hengstes liegt demnach bei rund 30 Prozent. In der Realität variieren diese Werte natürlich immer etwas. Vor der geplanten Bedeckung sollte die Stute gesundheitlich von einem Tierarzt gecheckt werden. Bei diesem Check sollten eine Tupferprobe (während der Rosse, sodass sie direkt aus dem Uterus genommen wird) und ein Ultraschall der Gebärmutter gemacht werden. Bei dieser Untersuchung stellt der Tierarzt fest, ob die Stute Zysten hat und die Gebärmutter gut intakt ist. Zusätzlich kann der Tierarzt einschätzen, wann die nächste Rosse eintritt und wann der beste Zeitpunkt für die Bedeckung oder Besamung sein wird. Dieser Basis-Check des Pferdes dient für Sie auch als Grundlagen-Prüfung der medizinischen Betreuung. Denn der Tierarzt wird Ihr*e beste*r Freund*In werden. Sowohl die Vorbereitung der Bedeckung, die regelmäßige Trächtigkeitskontrolle und auch die Betreuung nach dem Abfohlen sind essenziell für ein gesundes Zuchtergebnis. Knüpfen Sie daher einen vertraulichen Draht zu Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin.
Exterieur und Interieur einer Stute sollten stimmen. Neigt die Stute z. B. zum Senkrücken und zählt eher zu den übergewichtigen, übernervösen Kandidaten, wäre das beispielsweise eine weniger wünschenswerte Zuchtgrundlage. Die Gefahr, dass sie die entsprechenden Anlagen dafür vererbt, ist hoch. Zusätzlich schauen die Fohlen sich negative Charaktereigenschaften in den ersten Lebenswochen von ihrer Mutter ab.
Wir empfehlen eine Bedeckung (Natursprung) oder Besamung (künstliche Befruchtung) der Stute im Frühling. Der Geburtstermin wird dann in der Regel im März, April oder Mai sein. Stute und Fohlen haben dann jede Menge Zeit auf der Wiese, was gut für die körperliche und psychische Entwicklung des Fohlens ist.
Von den Hengsthaltern erhalten die Stutenbesitzer einen Deckschein. Wir freuen uns nach der Geburt des Fohlen über eine Meldung. Entsprechende Formulare finden Sie HIER.
Wie finde ich einen passenden Hengst für meine Friesenstute?
Das kommt ganz auf das Zuchtziel an, d. h. welche Anlage der Stute soll verbessert werden? Wenn die Stute zum Beispiel einen verkürzten Schritt hat und diese Anlage verbessert werden soll, dann würde sich die Anpaarung mit einem Hengst empfehlen, der einen sehr guten Schritt mitbringt.
Anders verhält es sich bei Stutenbesitzern, die ein Fohlen aus ihrer Stute ziehen wollen, um sie darin sozusagen weiterleben zu lassen. Hat die Stute gute Anlagen, die nicht weiter verbessert werden müssen, kann ein Hengst gewählt werden, der gut gefällt und im Hinblick auf Verwandtschaftsgrad und Inzuchtfaktor passt, sowie frei von Fuchsgen, Wasserkopf und Zwergenwuchs ist. Die eingetragenen Deckhengste beim FPZV sind auf die beiden Gendefekte und das Farbgen entsprechend freigetestet.
Sie wollen mit Ihrer Stute züchten und suchen einen passenden Hengst? Dann klicken Sie sich durch unser Deckhengst-Verzeichnis. Die Kontaktdaten der Hengsthalter finden Sie ebenfalls in diesem Bereich. Wir empfehlen, den Hengstbesitzer im Fall des Interesses persönlich zu kontaktieren. Unsere Hengsthalter beraten Sie bei Ihrer Auswahl.
Ich will mit meinem Friesenhengst züchten. Wie beginne ich? Worauf muss ich achten?
Soll ein Friesenhengst in die Zucht, muss er zunächst vom FPZV gekört und leistungsgeprüft werden. Entsprechende Veranstaltungen finden im Abstand von zwei Jahren statt und werden auf unserer Website und den Social Media Kanälen kommuniziert. Wir freuen uns, wenn Sie uns auf Facebook folgen.
Ob Ihr Hengst für die Zucht geeignet ist, können Sie bereits während einer unserer Zuchtschauen prüfen lassen. Unsere Zuchtkommission begutachtet bei diesen Terminen den Hengst und kann eine Einschätzung geben, ob er zuchtrelevante Anlagen vorweist.
Um ein Friesenpferd beim FPZV vorzustellen ist eine Mitgliedschaft notwendig. Warum es sich lohnt FPZV-Mitglied zu werden und die Mitgliedsanträge, finden Sie HIER.
Wie finden mich Stutenbesitzer?
Wir führen aktive Deckhengste in unserem Hengst-Register. In diesem Verzeichnis finden Sie die aktiven, gekörten und leistungsgeprüften Zuchthengste des FPZV. Von einigen verstorbenen Deckhengsten existiert noch Tiefkühl-Samen. Bitte sprechen Sie unsere Züchter bei Interesse darauf an.
Auf diese Weise machen wir die Hengste unserer Mitglieds-Züchter für potenzielle Interessenten sichtbar. Für die übrige Werbung sind unsere Mitgliedszüchter jeweils selbst zuständig.
Ich habe eine andersrassige Stute (z. B. Tinker, Quarter Horse, Spanier) und hätte gern einen Friesenmix. Kann ich sie mit einem Friesenhengst anpaaren?
Prinzipiell steht aus rein natürlichen Gründen einer solchen Anpaarung nichts im Weg. Der FPZV setzt sich jedoch für die Erhaltung der Rasse „Friesenpferd“ ein, und damit auch für die „Reinheit“ dieser Pferderasse. Dementsprechend haben wir ein geschlossenes Zuchtbuch.
Ein Mix-Fohlen kann innerhalb unseres Verbandes daher aktuell nicht in ein entsprechendes Zuchtbuch aufgenommen werden. Von unserem Tochterverband FPZV USA in den Vereinigten Staaten von Amerika wissen wir, dass das Interesse an einem gesonderten Zuchtbuch durchaus existiert. In einigen Landesverbänden können diese Mix-/ Cross-Pferde, wie z. B. Barockpintos und Warlander, registriert werden. Sofern es dem jeweiligen Zuchtbuch entspricht, können die beim FPZV eingetragenen Deckhengste auch in der Barockpinto- oder Warlander-Zucht eingesetzt werden. Sprechen Sie unsere Mitgliedszüchter gern an. Die Kontaktinfos finden Sie unter den Infos zu unseren Deckhengsten.
Meine Friesen-Stute hat keine Papiere. Kann ich dennoch ein Fohlen aus ihr ziehen?
Grundsätzlich können Friesen-Stuten ohne Papiere auch als Mutter-Tiere genutzt werden. Jedoch ist eine Anpaarung für ein Pferd ohne Papiere mit Risiken verbunden. Da das Pedigree der Friesenstute in der Regel nicht bekannt ist, können weder Inzuchtfaktor noch Verwandtschaftsgrad eingeschätzt werden. Das Fohlen kann dann durchaus Missbildungen aufweisen.
Zusätzliche hat der FPZV ein geschlossenes Zuchtbuch. Ein Fohlen aus einer Stute ohne Papiere kann nicht ins Zuchtbuch aufgenommen werden.
Kann ich meinen Friesenmix beim FPZV eintragen lassen?
Nein, aktuell bietet der Friesenpferdezuchtverband e. V. das nicht an. Der Verband weiß aber, dass das Interesse an einem entsprechenden Zuchtbuch hoch ist.
Muss ich Mitglied beim FPZV werden, wenn ich von meinem Friesenpferd einen Nachkommen haben will?
Je nach Zuchtziel ist die Frage nach der Mitgliedschaft im Friesenpferdezuchtverband relevant. Soll das Fohlen der Anfang einer Friesenpferdezucht sein, empfehlen wir die Mitgliedschaft in unserem Verband, da Sie auf diese Weise auch Teil einer Wissensgemeinschaft werden. Die Stute sollte zudem in unserem Stutbuch verzeichnet sein. Nur so können wir Ihren Friesenpferde-Nachwuchs bei uns registrieren und Ihnen einen entsprechenden Equidenpass und die Besitzurkunde ausstellen. Kontaktieren Sie uns gern, wenn Sie nähere Infos zu einer Mitgliedschaft bei uns erhalten wollen. Unsere Kontaktdaten finden Sie HIER.
Was bedeutet Inzuchtfaktor in der Friesenzucht?
Die Friesenpferde-Zucht ist eine geschlossene, d. h. es darf kein fremdes Blut eingekreuzt werden. Das resultiert aus der Geschichte, dass die Rasse schon des Öfteren vom Aussterben bedroht war. 1885 wurde der letzte Friesenhengst geboren. Auf diesem Hengst, Nemo 51 P, gekört 1888, fußt die heutige Friesenzucht.
Aus diesem Hengstblut sind über Ulbe 100 P, Victor 110 und Paulus 121 über viele Jahrzehnte die heute vier bedeutenden Hengstlinien: Age 168, Ritske 202 P und Tetmann 205. Die Tetmann-Linie ist inzwischen so groß, dass sie in Jarich 226 und Mark 232 P geteilt wird.
Durch diese enge Züchtung ergibt sich das Problem der Inzucht. Dieses Phänomen gibt es durchaus auch bei anderen Pferderassen, jedoch wird der Inzuchtfaktor innerhalb der Friesenpferdezucht als entscheidendes Kriterium buchstäblich genannt. Der Inzuchtfaktor wird im Pedigree der Friesenpferde ausdrücklich genanntn.
In einer geplanten Anpaarung wird mindestens fünf Generationen zurückgeblickt, und geprüft, ob in der Vater- und Mutterlinie gleiche Elternpaare vorkommen.
Unterschieden werden die Inzuchtgrade in:
Leichte Inzucht: 10 Prozent
Mittlere Inzucht: 25 Prozent
Starke Inzucht: über 25 Prozent
Wir empfehlen – ebenso wie das holländische Stammbuch K. F. P. S. – eine Anpaarung mit einem Inzuchtfaktor von unter fünf Prozent.
Was bedeutet Verwandtschaftsgrad in der Friesenzucht?
Der Verwandtschaftsgrad zeigt an, wie verwandt ein Pferd im Hinblick auf die Gesamtpopulation der Rasse Friesenpferd ist. Der Faktor soll vermeiden, dass die Gene innerhalb der Friesenpferde-Zucht zu eng werden.
Was ist das Fuchs-Gen?
Der Friese war nicht immer schwarz. Es gab sie vor über 500 Jahren in allen erdenklichen Farben – auch als Schimmel. Seit 1879 setzt sich der K. F. P. S. dafür ein, dass das Friesenpferd rein als Rappe gezüchtet wird. Zum Gründungszeitpunkt des Stammbuches gab es noch rund 10 Prozent andersfarbige Friesenpferde. Die letzte braune Friesenstute wurde 1928 ins KFPS eingetragen.
Durch die Reinzüchtung ist der Fuchsfaktor immer mehr aus den Genen der Friesenpferde ausgeschlossenen worden, bis er gar nicht mehr in den Erbanlagen vorhanden war. Der Fuchsfaktor ist – einfach gesagt – ein rotes Pigment, das einfluss auf das reinschwarze Pigment nimmt und ihm eine Färbung verleiht. In den heutigen Farbanlagen der Friesen dominiert das reinzuchtschwarze Pigment.
Ein fuchsfarbener Friese kann nur entstehen, wenn zwei Friesenpferde miteinander angepaart sind, die beide die Anlage „nicht-reinzuchtschwarz“ haben.
Hengste werden auf das Fuchs-Gen getestet. Trägt der Hengst das Fuchsgen, muss die Stute auf jeden Fall Fuchsgen-frei sein.
Was bedeutet Zwergenwuchs bzw. Wasserkopf?
Bei beiden Bezeichnungen handelt es sich um Gen-Defekte, die über entsprechende Tests ausgeschlossen werden können. Beide Gendefekte führen zu Missbildungen beim Pferd, die erheblichen Einfluss auf sein Wohlbefinden haben.
Zwergenwuchs, in der Fachsprache: Osteochondrodysplasia (OCD), ist ein Gen-Defekt, der zu um 25 Prozent verkürzten Beinen und einen verengten Brustkorb führt. Die Gelenkknorpel sind dabei gestört, der Rücken zu lang, die Fesselgelenke haben zu viel Spiel und die Pferde muskeln nicht optimal auf. Meistens haben Zwergenwuchs-Friesen eine geringe Lebenserwartung und leiden unter starken Schmerzen.
Wasserkopf, in der Fachsprache: Hydrocephalus, heißt, dass sich im Gehirn des Pferdes Wasser ansammelt. Der Kopf des Pferdes beginnt sich zu verformen. Viele Fohlen mit dieser Anlage werden bereits tot geboren. Überleben sie die Geburt, werden sie in der Regel eingeschläfert.
Beide Gen-Defekte können nur vererbt werden, wenn beide Elterntiere das Gen haben. Die FPZV-Deckhengste werden vor der Aufnahme in den Zuchteinsatz entsprechend freigetestet. Wir empfehlen, auch die entsprechenden Zuchtstuten auf die Gendefekte testen zu lassen.
Wie erhalte ich einen eingetragenen Zuchtnamen?
Ein entsprechende Zuchtname muss bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. beantragt und eingetragen werden. Die entsprechenden Formulare finden Sie HIER.
Die FN definiert den Zuchtnamen wie folgt:
„Als Prefix/Suffix wird ein dem Pferdenamen vorangestellter/nachgestellter Pferdenamenszusatz (Zuchtstättenname) bezeichnet. Ein Prefix wird dem eigentlichen Pferdenamen vorangestellt (z.B. Birkenhofs …) Beim Suffix handelt es sich um einen dem Pferdenamen nachgestellten Namenszusatz wie z.B. vom Birkenhof. Der Namenszusatz sollte eine auf die Zuchtstätte oder den Züchter bezugnehmende Bedeutung haben.
Das Prefix/Suffix ist vom Züchter ausschließlich über den Bereich Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) beim Central Prefix Register (CPR) in England zu beantragen. Ist das Prefix/Suffix über die FN beim Central Prefix Register eingetragen, so ist der Zuchtstättenname/Pferdenamenszusatz für den Züchter über alle diesem Register angeschlossenen Züchtervereinigungen geschützt. Der Zuchtstättenname darf ausschließlich für von diesem Züchter oder dieser Zuchtstätte gezogene Pferde* (s.o.) verwendet werden
Das Prefix/Suffix darf laut Prefix Register nur aus einem Wort bestehen. Ausnahme Suffix: Vorangestellte Begriffe wie z.B. „von der…“, „aus dem …“ etc. sind erlaubt. Der Zusätze „of“, „from“ und „frá“ werden von der FN abgelehnt. Der Namenszusatz muss mindestens drei und darf höchstens 20 Buchstaben umfassen. Missverständliche Begriffe werden abgelehnt. Apostrophe, Bindestriche und Zusatzzahlen werden vom CPR nicht akzeptiert. Zuchtstättennamen müssen sich laut Vorgabe des Prefix Registers in der Schreibweise mit mindestens drei Buchstaben unterscheiden.
Der registrierte Namenszusatz wird zuchtseitig bei allen Pferden (s.o.) des Züchters, bei denen er in der Zuchtbescheinigung als Züchter aufgeführt ist, als Bestandteil des Pferdenamens ausgewiesen. Ist ein Pferdename mit einem registrierten Zuchtstättennamen verbunden, so ist dieser bei Eintragung in ein Zuchtbuch einer Züchtervereinigung ohne Änderungen oder Ergänzungen zu übernehmen.
Prefixe/Suffixe, die vor 1997 von den Züchtervereinigungen nur regional für die Zuchtstätte registriert wurden, wurden mit Einführung der Prefix-/Suffixregelung nicht automatisch in das Central Prefix Register übernommen. Diese müssen vom Züchter über den FN-Bereich Zucht beantragt und nachträglich beim CPR eingetragen werden.
Das über den FN-Bereich Zucht beim CPR registrierte Prefix/Suffix ist bei der Turnierpferdeeintragung von der FN-Gebührenordnung für Werbenamen und Namenszusätze freigestellt.
Achtung: Dies gilt nur für Pferde, die vom Prefix-/Suffix-Eigentümer selbst gezogenen wurden.
EINTRAGUNGSGEBÜHR:
Grundgebühr Zuchtstätte (1 Person): 75 Euro
+Gebühr für weitere Miteigentümer, je Person: 10 Euro
+ Porto und MwSt.
Wird ein Prefix bzw. Suffix nachträglich erweitert/geändert (z.B. Neuaufnahme Mitbenutzer oder Ausscheiden eines Mitbenutzers), wird eine Änderungsgebühr in Höhe von 30 Euro plus MwSt. und Porto für die Änderung inkl. Neuausstellung der Eintragungsurkunde in England fällig.“